Happiness does not wait

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Mittwoch, 23. Januar 2013

Gutachter und Therapeutengedanken

Die KK schreibt- so und so viel Stunden.
Sie sagt: « Der Gutachter hat gemeint und ich denke auch...»

Es ist die Hälfte der Stundenzahl, die sie beantragt hat. Also.. immerhin. Es sind wenig Stunden, ein Drittel davon ist mit Freitag rum. Angst macht das, Verlängerung klappt problemlos, oder? Angst. Noch zwei Drittel und ich muss wieder was suchen- wenn Verlängerung nicht geht?
Sie sagt also: « Der Gutachter...» Ein Mensch, der mich nicht kennt, der nicht die Stadt kennt, der nicht den Therapeutenmangel in bestimmten Therapieformen kennt, der nicht weiß, wie lange ich nun hierfür gesucht habe. Aber gut, «der Gutachter hat gemeint, dass...» und sie denkt das auch, «dass ein Klinikaufenthalt und/oder eine andere Therapieform, zum Beispiel dreimal die Woche psychoanalytisch sinnvoll/gut/wichtig wären». Sie ergänzt: «Naja, hier in der Stadt ist es mit der Therapieform ziemlich schwer. Ich kenne selber nur eine Therapeutin, die eben auch immer ausgelastet ist.»
Ich nicke und schaue aus dem Fenster.
«Nun, was denken Sie dazu?»
Ich zucke mit den Schultern und versuche krampfhaft alle Gefühle auszuschalten.
Ein kleiner Versuch- "Naja, dass es irgendwann auf Klinik mal rauslaufen kann, war sowas wie klar, oder?"
Ich hab keine Ahnung, was sie danach erwidert hat. Die Wiese ist interessanter, die ganz paar Schneeflocken, die Eisspitzen, die von den Dachlatten gegenüber hängen. Die Konzentration auf kleine, sinnlose Details, die Beschäftigung des Kopfes zur Unterdrückung aller Empfindungen. Der Rest der Stunde? Familie mal wieder, wieder nur oberflächig, wenn ich es noch richtig erinnere.

Freitag und Angst.
Ihre Worte: «Wir können schauen, wie wir die Zeit für uns nutzen [die uns die Krankenkasse eben zur Verfügung stellt]» heißt bei mir entcodiert- wir sehen, was Sinn macht, nun die Stunden zu verbringen und wenn sie rum sind, dann freuen wir uns, dass wir das so schön und problemlos alles erledig haben und nun fröhlich auseinander gehen können. Verantwortung und Last abgeben, Sinnloses zu Ende führen- an wen, wohin. Egal, nur raus aus meinen Räumen.

Ich hasse Freitag.

5 Kommentare:

  1. Dabei sollen diese Menschen doch helfen und dafür sorgen, dass man sich nicht mehr allein gelassen fühlt mit dem Problem... Hin- und hergereicht, eine Nummer im System der Bürokratie.

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    1. Diese Menschen sind Gutachter, die einen kein Stück kennen und das ist unfair und scheiße, das stimmt. Und natürlich ist man eine Nummer, wie soll es anders gehen? Bei zig Millionen Menschen kann da kein superpersönliches Ding draus gemacht werden. Ist auch scheiße und ein Kompromiss wäre sicher gut.

      Und die Therapeuten können nichts tun außer ihren Bericht zu schreiben und ggf. Widerspruch einlegen und bis zum Obergutachter gehen.

      Aber es ist nicht so, dass sie dich loswerden will. Das glaube ich nicht. Nicht, wenn sie gut ist. Wenn sie gut ist, dann will sie dir helfen und das macht sie, indem sie dir sagt, dass auch Klinik gut wäre oder eine Analyse (wofür man aber an einem ganz anderen Punkt sein muss und viel stabiler als du es derzeit bist, Kleine) und indem sie sagt: "Ich bin jetzt für Sie da in der Zeit, die wir noch haben, aber vielleicht bin ich nicht die Hilfe, die Sie brauchen. Sie brauchen mehr."

      Therapie ohne Gefühle klappt nicht. Aus dem Fenster schauen ist zwischendurch auch noch meine Lieblingsbeschäftigung. Du brauchst viel mehr Zeit, Kleine. Und ich hoffe, du bekommst noch eine Verlängerung. Dafür musst du ihr all das was hier steht sagen. Musst nicht. Aber es wäre gut. Sie kann nicht in dich hineingucken. Und ich wünsche dir, dass du mehr Zeit bekommst.

      Und dass die Gutachter erstmal weniger beantragen ist normal, und ich kann deine Angst total verstehen. Gerad nach all dem Kampf um den Platz.

      Sprich mit ihr, wenn du es kannst.
      Ich denk an dich.

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    2. Okay, so hab ich es auch nicht gemeint, rational weiß ich das- es ist immerhin kein persönlicher Angriff von dem Gutachter, sondern nur sein blöder Job. Mehr nicht. Und weil ich Ordnung total liebe, kann ich voll verstehen, dass man nur die Versichertennummer der Krankenkasse xy ist und dass der der und der Fall vorliegt und dass das System nun vorsieht, dass jemand den Bericht liest und 3 Zeilen dazu schreibt. Rational fühlen wäre es manchmal.
      --
      Die Angst, quasi neu und wieder abgeschoben zu werden, ist so alles übergreifend und als ich bei ihr war vorhin, war es weg, was ich sagen wollte, dass ich sie drauf ansprechen wollte. Auf die Stundenanzahl, auf das, was sie denkt, wie es weiter gehen soll, auf Klinik oder nicht- Fenster schauen ist schön und bringt mich null voran. Einen Haufen an weiteren Terminen hat sie mir gegeben, brav voraus planen- ihr Anliegen bestimmt nur Übersicht, mein hässlicher Gedanke- sie will mich loswerden. Rational weiß ich, dass sie das mit keinem Satz erwähnt oder gezeigt hat heute. Trotzdem blöd.
      Ein bisschen gläsern wäre bestimmt gut, dann könnte sie das lesen und sofort gegensprechen oder erklären. Deshalb nächstes Mal- selber die Klappe aufkriegen. Drum rum reden ist so leicht, so fluffig weich und leicht. Passt gar nicht zum konkreten Denken, praktisch und vorausschauend arbeiten bei mir sonst -.-
      Große? Danke dir.

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  2. Durch eine Email kannst du gläsern werden. Ich werde dadurch gläsern. Oder ich lese aus meinem Tagebuch vor. Aber es hat Jahre gedauert bis ich das konnte. Also ist für den Anfang Email besser.

    " Drum rum reden ist so leicht, so fluffig weich und leicht. Passt gar nicht zum konkreten Denken, praktisch und vorausschauend arbeiten bei mir sonst -.-"

    ^^ Das stimmt, könnte von mir sein, so zu denken. Du hast Potential um dich selbst auszutricksen. Nun gut, das können Esssgestörte sowieso bis zum Erbrechen.. hmmmm.. jedenfalls kann das auch in die andere Richtung klappen, in eine positive. Indem man z.B. eine Email abschickt, in einem vermeintlich "schwachen" Moment, für den man sich ein paar Minuten schrecklich hassen und schämen wird. Aber dieser Moment bringt einen 1000 Mal mehr weiter als weiter aus dem Fenster zu gucken.

    Du hast genug Intelligenz und Reflektionsvermögen, ich hab Hoffnung für dich, Kleine.
    <3

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    1. Ich schreibe sonst auch kein Tagebuch. Wie ich gerade festgestellt hab, hab ich sogar eine Mailadresse von ihr. Aber ich denke, dass ich das direkt machen sollte. Schaffen muss und möchte.

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