Happiness does not wait

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Dienstag, 7. August 2012

Geburtstagskarte und Erstgespräch

Was schreibt man jemanden zum Geburtstag, der im Sterben liegt?
 Ich quäle mich schon eine Weile damit rum, aber die Post muss morgen raus, damit sie pünktlich ankommt. Wenn ich im Norden bin, werde ich sie besuchen fahren- alle. Meine Großtante, diese wunderbare Frau, bei der man am liebsten still mit in der Küche sitzt und zusieht, wie sie so versunken kocht, Gemüse schnippselt oder eine der Lebensgeschichten erzählt.
 Mein Großonkel von einer anderen Seite, der leichte Choleriker, der Überlebenskämpfer, der Sturkopf durch und durch, der sonnige Pol neben meiner aufgeregten schwarzmalerischen Großtante.
Und die Verwandtschaftsbeziehung kriege ich nicht auf Reihe- aber sie ist auch etwas wie eine Großtante für uns Kinder immer gewesen. Die familiäre beste Freundin meiner Uroma.
 Warum müssen sie alle plötzlich krank sein? Warum können sie nicht, wie in der heilen Kindheit, da sein, wenn es Familienfeste gibt, immer am gleichen Ort, am gleichen Tag? Warum sind wir nicht mehr so klein, dass wir in den Ferien sie alle besuchen fahren und dort die Zeit verbringen, sie in Freizeit- und Wildparks schleppen, "komplizierte" Spiele mit ihnen spielen können, die Geschichten hören, die sie alle weitertragen zu versuchen. Das Streichen über den Kopf, umarmen und trösten, wenn man hingefallen ist und sich die Knie aufgeschlagen hat. Das besorgte Hände über Kopf zusammen schlagen, wenn man viel zu schnell mit Inlinern den Berg runtergerollt kam. Die haufenweise Fotos und lieben kleinen Geschenke, die man immer bekommen hat, wenn man wieder nach Hause gefahren ist.
 Es ist schon schlimm genug, dass Uroma nicht mehr da ist. Der unbewusste Kleber, die Klammer, die uns alle als innere Familie zusammengehalten hat, was nun die ferne Familie ist.

Mal schauen, was ich schreibe. Das wird wieder eine tausend Minuten drüber nachdenken, schreiben, umändern, verbessern, unzufrieden in die Post werfen - Sache.


Morgen muss ich früh aufstehen, versuchen einen Therapieplatz zu ergattern.
Heute Nachmittag war.. gut? Nein. Es war maximal okay.
Ich hab mich bedrängt gefühlt, permanente Stressreaktionen, Angst. Sie ist mir bisschen zu optimistisch, erwartet, dass ich das zumindest schon bisschen absehen kann.
Woher soll ich wissen, ob ich das Studium wirklich packe? Was weiß sie schon, nach den paar Minuten. Woher kann sie bitte meinen, wissen zu können, wie das Verhältnis zu meinen Eltern ist, ohne, dass ich eine tiefergehendes Wort verloren habe? Ihre Frage nach der Musik, nach dem Lieblingsbuch- das nervt so. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass man mich für fast jede Musikrichtung begeistern kann, dass ich Stimmungs- und Situationsabhängig ganz unterschiedlich höre; dass ich das absolute Lieblingsbuch nicht gefunden habe, weil ich der Meinung bin, dass es das nicht gibt. Es sind so viele wundervolle Bücher, sich da auf eins festzulegen, wäre eine Beleidigung gegenüber den anderen tollen. Vielleicht gibt es in jeder Genre eins oder in meinen gedachten Einteilungen ein Buch, was mehr raussticht. Aber nein, gibt es für mich nicht, es gibt einen Haufen an jenen Werken, die man unbedingt gelesen haben muss und solche, die ich 100 Mal lese, gleich ob ich das Buch schon in und auswendig kann. Wenn ich es mag, lese ich es, auch gerne und oft. Basta. Das hat sie nicht verstanden- sie wollte den Lieblingsinterpreten- ja woher nehmen, wenn nicht stehlen? Ich habe keinen absoluten Liebling, die Trine, genauso wenig, wie ich einen absoluten Autor oder Buch habe. Meine Begründung hat sie nur irgendwie nicht so richtig nachvollziehen können. Ja, tja nicht mein Pech. Immerhin hat sie geblickt, dass sie nervt damit. Ihr Fragebogen ist mir zu direkt. Sie ist fremd, es geht sie davon kaum was an, zumindest jetzt nicht. Einiges davon geht KEINEN was an außer mir selber und allerhöchstens noch denjenigen, der mir am nächsten steht.
Sie war mir zu nahe dran, das ist okay, wenn ich denjenigen kenne und respektiere und die Nähe akzeptiere. Diese Nähe war zu viel. Ich mag es eh nicht, nur still zu sitzen. Rumlaufen tut besser, aus dem Fenster sehen, am besten auf eine bewegte Straße, Menschen, Autos. Und nun.. ja ich weiß es nicht. Es gibt zum Glück keinen zweiten Termin, das könnte ich noch nicht. Bis Mitte September habe ich Zeit, ob ich den Platz will oder nicht.

 Zoom - Tokio Hotel (Ausschnitt) 
Schreist du irgendwo da draußen
Bis die Stille zerbricht
Ich seh dich
Gib jetzt nicht auf

Weil es gerade passt, das Lied lässt mich exzellent nachdenken.

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