Happiness does not wait

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Dienstag, 23. August 2011

Die Verdrängungsstrategie

Jetzt habe ich noch ein paar winzige Minuten, in denen ich fix hier etwas schreiben kann, bevor es mich in die Horizontale verschlägt.

Ich bin immatrikuliert. Gerade eben kam die Mail, die Antwort auf den Briefumschlag, den ich Samstag so schön in den Postkasten der Uni gequetscht habe. Man hört quasi, wie einem wieder 300 kleine Steinchen vom Herzen purzeln. Ich freue mich.
Freude.
Ich freue mich, weil ich eingeschrieben bin und ich nun umziehen und studieren darf. Ich freue mich, weil ich auch sehe, dass sich meine Mutter mit mir freut. Endlich hat sie mal nichts einzuwenden. Ich freue mich, weil ich die Stadt, Uni und die Wohnung schön finde. Ich freue mich, dass ich wirklich das machen werde, was ich will.
Und auf der anderen Seite steht etwas anderes.
Traurigkeit.
Ich bin traurig, weil ich wegziehe von meiner Schwester, von meinen zwei besten Freundinnen, von den ganzen anderen lieben Personen, die hier oder in der Nähe wohnen und sich in meinem Herzen eingenistet haben, weil ich sie gern mag und lieb habe, weil ich gerne mit ihnen rede oder lache. Ich bin traurig, weil so viele andere Leute dann außer Reichweite sind, weil sie selber wegziehen. Ich bin traurig, weil ich nicht mehr zum Training hier gehen kann und die kleinen Mäuse vermissen werde, die mich bei Leichtathletik mit Gras bewerfen oder mich durchkitzeln. Ich bin traurig, weil ich nicht mehr mit meinem Tanzpartner tanzen kann nach so vielen Jahren. Ich bin traurig, weil ich nicht mehr meine Schule regelmäßig sehe und meine Lehrerin und die Caftamama, von der ich quasi adoptiert bin. Ich bin traurig, weil ich meine Fische hier lassen muss.

4 oder 5 Stunden habe ich noch bei meiner Therapeutin, in Bayreuth müsste ich wieder neu anfangen. Wenn ich überhaupt eine mache. Ich bilde mir oft ein, dass ich keine brauche. Es macht mich auch irgendwie traurig. Es ist zwar der Job dieser Frau und richtig richtig warm bin ich mit ihr nicht ganz geworden, aber wir waren auf einem guten Weg.

Vor kurzem hat eine gute Freundin zu mir gesagt, dass es wichtig ist, dass ich in der Therapie darüber rede. Über diese Traurigkeit. Aber das will ich nicht. Ich will nicht vor Frau Therapeutin sitzen und weinen. Das habe ich am Anfang einmal gebracht und das mag ich nicht nochmal. Ich fahre lieber die Verdrängungsstrategie. So wie beim Abi, als ich mir nicht anhören wollte, wann es soweit ist und wie viele normale Stunden ich noch Unterricht habe.
Ich mag keine Veränderungen, die so krass sind, indem sie deutlich abgrenzen zwischen Alt und Neu. Die mit dem Alten brechen, sodass sich das Neue unaufhaltsam in den Vordergrund drängt. Ich verdränge lieber artig und weiß eigentlich nebenbei, dass das auch nicht das Wahre ist. Aber ich möchte nicht trauern. Ich möchte froh sein und fröhlich. Ein Grund, warum ich nicht ein Fan von Abschiedspartys bin. Das macht traurig. Es ist schließlich kein toller Grund,  das auch noch zu feiern, oder?

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