Happiness does not wait

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Montag, 11. Juli 2011

Alleine

Ab morgen ist meine Schwester weg. Für zwei Wochen fährt meine Kleine nach Kroatien mit ihren Freundinnen. Ich werde sie vermissen. Sie gibt mir Halt. Zu ihr kann ich immer ins Zimmer spazieren, mit ihr im Bett rumliegen, lesen, Kinderspiele spielen, albern oder einfach nur nebeneinander sitzen. Sie chattet mit mir, obwohl sie im Zimmer nebenan sitzt und jagt mit mir über die Treppe hoch. Sie behält Sachen für sich, die nur Schaden anrichten würden, wenn meine Eltern das wüssten. Sie ist einfach da. Ich liebe sie und sie ist mein Lebensgrund. Mein Grund zum Durchhalten, zum Weiteratmen, zum Aufstehen und Weitergehen. Tag für Tag.
Ich ziehe dieses Jahr aus. Studieren. Weg hier. Endlich! Endlich? Weg von meinen Freunden, von der bekannten Umgebung, von meiner _Schwester?! (Alles negativ)
Weg von meinen Eltern (Positiv)
Wo wir schon beim Thema weglaufen sind. Das bringt nichts, absolut so rein gar nichts. Das löst überhaupt nichts. Meine Schwester hat das gemacht, mehrmals, als sie ein paar Jahre jünger war und es einfach schrecklich war zu der Zeit. Nicht, dass es nun wesentlich besser ist, aber sie ist erwachsener geworden, hat das eingesehen, dass es nicht viel Sinn hat. Sie kann nicht weglaufen, wir haben sie immer gefunden. Meistens habe ich sie gefunden und gebeten mit zu kommen nach Hause, damit wir keinen Ärger mit dem Jugendamt bekommen oder der Polizei. Ich wollte nicht, dass Leute aufmerksam werden, was bei uns zu Hause los ist. Ich bin der ängstliche Typ und sie der mutige. Wenn etwas unaushaltbar ist, muss es geändert werden. Ich nehme lieber hin. Inzwischen denke ich, dass es vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, wenn irgendwer mitbekommen hätte, was zu Hause los war und ist. Ich wollte oft ins Heim oder einfach raus. Habe mir vorgestellt, wie es ist, wenn man woanders lebt. Wenn andere Leute einen aufnehmen.
Aber nach Außen hin ist immer alles perfekt gewesen. Meine Eltern interessieren sich dafür, was wir in der Schule gemacht haben, so ist das nie aufgefallen. Sie waren engagiert und haben keinen Termin versäumt, der wichtig war. Meine Lehrer mögen meine Eltern. Eltern einer Musterschülerin in der Grundschule, der OS und auch am Anfang im Gymnasium. Wer sollte mir da denn bitte das glauben, was zu Hause los ist? Bestimmt übertreibe ich dann in ihren Augen. Ich weiß nicht mal, ob meine Lehrerin mir glaubt, als ich ihr das alles geschrieben habe. Aber doch, ich denke schon. Sie ist so toll!
Aber Schule ist ja nun vorbei. Die Menschen haben alle Sommerferien. Viele arbeiten im Moment, ich fahre nur noch eine ganze Woche weg mitten in den Werksferien, sonst hätte ich bei VW vielleicht gute Chancen gehabt.
Meine ganzen Sporthobbies haben Pause. Meine beste Freundin ist im Urlaub, viele andere auch. Ich würde gerne mehr machen mit anderen Leuten, aber man ist ja nicht die einzige Freundin.
Ich fühle mich alleine.
Das Gefühl frisst mich auf.
Einsam. Tiefe Traurigkeit. Diese Sinnlosigkeit im Leben.

Allein - ein Film von Thomas Durchschlag. Mein Lieblingsfilm neben Inception. Ich mag ihn sehr, ich habe ihn nur schon eine Weile nicht mehr gesehen. Ich glaube, den schaue ich morgen mal. Zeit vertreiben.
Ich muss endlich die Blutwerte abholen vom Arzt, ist bestimmt alles gut, was sollte auch sein. Das ist Blödsinn. Ich bin gesund und fertig.
So und weil ich so schön alleine nun bin, kann ich auch nach oben umziehen und mich in mein Bett legen. Dort liegt es sich besser als hier im Sessel.
Virtuelle Welt ausknipsen. Ach Gott, das können wir gut. Das mag ich nicht. Entweder ich lebe ganz oder gar nicht. Aber nicht so dazwischen.
Meer, ich komme. Ganz bald.

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